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Kommentar zur digitalen Neuausgabe 2019 von «Günstiger bauen»
(20 Jahre nach der erstmaligen Publikation)

Beim Glaubenskrieg geht um den ewigen Konflikt zwischen Architekten und Totalunternehmern darüber, wer am besten der Hauptverantwortliche für ein Bauvorhaben sei.

Traditionell sehen sich die Architekten in dieser Rolle. Am liebsten sind sie nicht nur für die Projektierung zuständig, sondern als beauftragte Bauleiter auch für die Bauausführung. 

Die Totalunternehmer vertreten gerade die entgegengesetzte Meinung. Nur sie als Verantwortliche für die Bauausführung seien in der Lage, auch die Projektierung am besten steuern zu können. Dabei sei es durchaus wesentlich, dass sie die Bauleitung als Werkunternehmer besorgen und nicht als Beauftragte, wie beim Architektenmodell. Planung und Ausführung müssen also aus der gleichen Hand kommen, und zwar aus ihrer. Die Totalunternehmer als planende Generalunternehmer seien am besten in der Lage, das Gesamtoptimum zu erreichen.

In diesem Kapitel 2 geht es um grundsätzliche Überlegungen, die zeitlos sind. Sie können somit auch heute noch mit Gewinn gelesen werden. 

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Inhalt Kapitel 2: 

2.1 Warum die Totalunternehmer aufkommen
2.2 Die drei Trümpfe der freien Planer

Neben der traditionellen Art des Bauens mit freien Planern kommen vermehrt innovative Methoden auf, bei denen die gesamte Leistung aus einer Hand angeboten wird. In diesem Kapitel gehen wir den Ursachen nach, wieso es zu dieser Entwicklung gekommen ist. Anschliessend listen wir einige Gründe auf, wieso sich die althergebrachte Art des Planens und Bauens wohl nicht so leicht verdrängen lassen wird.

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Szenen eines Streits

Über das richtige Vorgehen beim Bauen herrscht, man kann es nicht anders bezeichnen, ein Glaubenskrieg. Vor noch nicht allzulanger Zeit ist man allgemein der Ansicht gewesen, die klassische Methode sei eine gute Sache. Man beauftrage also zuerst einen Architekten und beschaffe unter seiner Initiative und Oberaufsicht die Bauleistungen einzeln. Heute wird von einer relativ kleinen, aber sehr aktiven Gruppe von Marktteilnehmern behauptet, dass man ganz anders vorgehen müsse. Ein optimales Resultat sei nur möglich, wenn man für die Bauaufgabe einen einzigen Ansprechpartner habe. Ein konventioneller Generalunternehmer, der nur ausführe, aber nicht plane, genüge demzufolge nicht. Planung und Ausführung müssten aus der gleichen Hand kommen, und zwar aus derjenigen eines Totalunternehmers. Nur so könne gesamtheitlich, «integral» geplant werden. Selbstverständlich sänken dadurch auch die Kosten. Zurückhaltende versprechen Einsparungen von 10%. Verwegenere gehen auf 20% oder sogar noch darüber hinaus.

Das hören die unabhängigen Planer natürlich nicht gerne. Es herrscht darum Zoff in der Baubranche. Die Intensität des Streits geht über das hinaus, was auch in stark umkämpften Branchen normalerweise üblich ist. Die Akteure im Baumarkt sind ja nicht die einzigen, die um Aufträge kämpfen. In der Werbebranche beispielsweise ist es nicht viel anders. Aber die Werber sind artig zueinander und treffen sich Ende Jahr zum lustigen Prämieren der besten Werbekampagnen. Sie erküren aus den eigenen Reihen sogar die Werber des Jahres.

Im Baugewerbe herrscht im Vergleich zur Werbebranche ein ruppiges Baustellenklima. Die Totalunternehmer und die unabhängigen Planer, die beide um den gleichen Auftragskuchen kämpfen, sind in ihren Argumenten nicht zimperlich. Die freien Architekten verstehen sich als alleinige Hüter der Baukultur. Sie werfen den Totalunternehmern vor, ausschliesslich auf kommerzielle Aspekte zu achten und die architektonische Qualität zu vernachlässigen. Die Totalunternehmer ihrerseits meinen, dass nur sie in der Lage seien, Bauprojekte gesamtheitlich zu optimieren. Wesentlich günstiger als die ausschliesslich auf formale Aspekte fixierten unabhängigen Planer seien sie darum allemal.

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Karikatur Orlando – Rechte bei Hans Röthlisberger

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2.1 Warum die Totalunternehmer aufkommen

Die Diskussion über bauliche Gesamtleistungen ist eine neuere Erscheinung. Erst etwa in den achtziger Jahren setzt sie richtig ein. Was ist der Auslöser, dass das an sich schon lange bekannte Totalunternehmermodell allmählich eine derartige Bedeutung erlangt? Die Hauptursache dürften die grossen Umwälzungen in der Wirtschaft generell sein, die sich auch auf die Bauwirtschaft auswirken.

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Die Bauwirtschaft will eine Industrie sein

In der Industrie spielen sich zurzeit dramatische Vorgänge ab. Die Weltwirtschaft befindet sich in einem grundlegenden Wandel: die Rede ist von der Dritten Industriellen Revolution. Gegenüber früher können Produkte und Dienstleistungen wesentlich effizienter produziert werden, wodurch die Kosten (teilweise dramatisch) sinken. Eines der Schlüsselwörter ist «Tempo». Mit innovativen Formen der Organisation gelingt es, Marktleistungen schneller zu entwickeln und bei Aenderungen aller Art umgehend zu reagieren. Verstärkt wird der Produktivitätsschub durch vielfältige technologische Errungenschaften (Informationstechnologie, Roboter etc.).

Selbstverständlich stossen die wundersamen Umwälzungen in der Industrie auch in der Bauwirtschaft auf Interesse. Aber kann man die neu gefundenen Geheimnisse der Produktivitätssteigerung überhaupt auf das Bauen übertragen? Sind die beiden Wirtschaftszweige ähnlich genug? Damit wir dieser Frage näherkommen, werfen wir zunächst einen Blick auf die industrielle Branche, die am ehesten mit dem Bauwesen vergleichbar ist: die Herstellung von grossen Investitionsgütern. Darunter verstehen wir Maschinen oder Anlagen, die in Einzelanfertigung hergestellt werden. Typische derartige Produkte sind Druckmaschinen, Papiermaschinen, Generatoren, Turbinen und dergleichen. Einige von ihnen sind von der Grösse wie vom Preis her durchaus mit grossen Gebäuden zu vergleichen.

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Lernen von Druckmaschinen?

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Bauwerke und grosse Maschinen haben gemeinsam, dass sie für unterschiedliche Anforderungen einzeln konzipiert werden. Normalerweise sind es in technischer Hinsicht keine revolutionären Neukonzeptionen und somit auch keine Prototypen. In der Industrie werden sie etwa als (technisch ausgereifte) Variantenkonstruktionen bezeichnet. Auch im Bauwesen ist es so, dass Neubauten in den weitaus meisten Fällen technisch absolut ausgereift sind. Weil auf Baustellen aber soviel schiefläuft, wird fälschlicherweise ab und zu behauptet, Gebäude seien Prototypen. An Prototypen wird aber herumexperimentiert, was bei Neubauten in aller Regel nicht nötig ist. Gemeinsam ist bei Gebäuden und grossen Maschinen ferner die Art der Preisermittlung. Normalerweise existieren keine Katalogpreise. Die Preise können zwischen einigen und mehreren hundert Millionen Franken betragen und müssen in einem aufwendigen Verfahren ermittelt werden.

Wir können somit das vorläufige Fazit ziehen, dass es durchaus Gemeinsamkeiten gibt zwischen der Bauwirtschaft und der Investitionsgüterindustrie. Die Planung jedoch, und dieser Aspekt interessiert uns besonders, ist in der Industrie ganz anders organisiert als traditionellerweise im Bauwesen. In der Industrie gibt es das nicht, was man in der Bauwirtschaft als unabhängige Planung bezeichnet. Firmen wie Sulzer oder ABB machen das Engineering ihrer Produkte grundsätzlich selber. Das technische Wissen ist in der Industrie ausgesprochen hochwertig und gehört untrennbar zum Produkt. Im Engineering-Wissen liegt ein grosser Teil des Wertes der Firma. Hier sind die Geschäftsgeheimnisse enthalten. Man lässt davon nur sowenig wie möglich nach aussen dringen. Vergleichbares technisch-konstruktives Wissen in ähnlicher Qualität ist nur in einer beschränkten Anzahl Firmen vorhanden. Grosse Druckmaschinen beispielsweise werden nur an wenigen Orten auf der Erde hergestellt. Somit gibt es auch nur eine eng begrenzte Anzahl von Know-how-Trägern.

Der Befund ist somit klar: Etwas anderes als eine Planung, die sehr eng an die Herstellung des Produktes gekoppelt ist, gibt es in der Investitionsgüterindustrie nicht. Ist es nun so, dass die Bauwirtschaft sich an die Industrie angleichen soll, was die Organisation der Planung anbelangt? Braucht die Bauwirtschaft die enge Kopplung der Planung mit der Ausführung, damit der Produktivitätsschub eintritt, der das Bauwesen zur richtigen Industrie macht?

Die Pioniere des Gesamtleistungsmodells sind der Meinung, dass diese Ankoppelung der Planung an die Ausführung nötig ist. Bauleistungen seien als umfassende Gesamtpakete anzubieten. Die Totalunternehmer träumen von der Vision, dass eines schönen Tages der grösste Teil aller Bauprojekte so abgewickelt wird.

Weiter unten gehen wir auf drei Gründe ein, wieso sie das klassische Realisierungsmodell mit freien Planern nicht so schnell werden verdrängen können. – Doch zunächst noch zu einem anderen Aspekt.

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Bauliche Gesamtleistungen sind auch gute Geschäfte

Bauliche Gesamtleistungen setzen sich im Markt nicht nur aus managementtheoretischen Überlegungen durch, indem sie als Königsweg zum Gesamtoptimum dargestellt werden. Sie sind für die Anbieter zugleich interessante Geschäftsmöglichkeiten. Mit Gesamtleistungen können sie wenigstens teilweise dem erheblichen Preisdruck entfliehen, der auf der ganzen Bauwirtschaft lastet.

Es spielt sich im Bauwesen ein ähnlicher Effekt ab wie in der produzierenden Industrie. Dort trachten die Lieferanten von Einzelteilen danach, durch eine Vergrösserung der Wertschöpfung die Gewinnmöglichkeiten zu verbessern. Als Systemanbieter statt Komponentenlieferanten haben sie gute Chancen dazu. Systeme als umfassende Problemlösungen sind nämlich weniger stark dem rauhen Wettbewerb ausgesetzt.

Das gleiche gilt im Bauwesen. Der beste Weg überhaupt, dem starken Wettbewerb zu entgehen, ist ein Direktauftrag für Planung und Realisierung eines kompletten Gebäudes, also ein Totalunternehmer-Direktauftrag.

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2.2 Die drei Trümpfe der freien Planer

Obwohl das Konzept der baulichen Gesamtleistungen (Totalunternehmermodell) aus theoretischer Sicht unbestreitbare Vorteile hat, und zwar sowohl für die Besteller der Leistungen wie für die Anbieter, dürfen die freien Planer keineswegs vorschnell abgeschrieben werden. Das traditionelle Planen mit freien Architekten wird auch in Zukunft weit verbreitet bleiben. Folgende Gründe sprechen dafür, dass sie sich im Markt werden halten können.

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Grund 1: Bauen ist (relativ) einfach

Das bautechnische Know-how ist, verglichen etwa mit dem Know-how des Grossmaschinenbaus, relativ einfach. Eigentliche Geschäftsgeheimnisse sind selten. Ein grosser Teil der Bauteile (Mauerwerk, Fenster, Elemente für Ausbau und Haustechnik etc.) kann auf einfache Art aus Katalogen beschafft werden. Bauteile sind «Commodities». Wirklich kritische Teile wie etwa eine Turbine im Maschinenbau gibt es kaum. Der technische Fortschritt ist, verglichen mit anderen Branchen, eher langsam. Während sich die Leistungsfähigkeit von Maschinen wie Computern möglicherweise alle paar Jahre verdoppelt, hat sich beispielsweise der Stahlbau seit der Errichtung des 300 m hohen Eiffelturms im Jahre 1889 nur bescheiden weiterentwickelt. Es gibt daher viele unabhängige Know-how-Träger wie Architekten, Bauingenieure, Haustechnikplaner und Bauleiter, die auf dem Stand der Technik sind.

Damit soll nicht gesagt sein, dass Totalunternehmer und vor allem die integralen Bauunternehmungen unter ihnen im Einzelfall nicht einen Wissensvorsprung haben können. Es gibt Gebiete, wo sie tatsächlich mehr wissen als gewöhnliche unabhängige Planer. Meiner Meinung nach handelt sich dabei aber vorwiegend um Bauaufgaben im Tiefbau, beispielsweise im Tunnelbau. Derartige Projekte unterscheiden sich vom Hochbau namentlich dadurch, dass der Löwenanteil eines Bauloses an einen einzigen Unternehmer vergeben wird.

Was können nun Tiefbauplaner tun, um seltenes und hochwertiges Ausführungswissen von Bauunternehmungen bereits bei der Planung nutzen zu können? Die Bauwirtschaft ist in den letzten Jahren nicht untätig geblieben und hat dafür diverse Instrumente entwickelt. Eines davon ist das sogenannte «Modell GIB», das im Hinblick auf die grossen Infrastrukturbauten konzipiert worden ist. Gemäss diesem Ansatz werden Ausführungsfirmen während der Planungsphase als Beraterinnen beigezogen und auch entsprechend entschädigt. Die Beratung kann sich beispielsweise auf die Wahl der Baumethode im Tunnelbau beziehen.

Im Hochbau bietet sich vor allem das sogenannte SMART-Konzept an, das von SIA und Baumeisterverband gemeinsam erarbeitet worden ist. Hier werden die wichtigen Unternehmer bereits in einem frühen Stadium in die Projektentwicklung eingebunden. Durch die enge Zusammenarbeit wirtschaftlich unabhängiger Planer und Unternehmer verspricht man sich eine umfassende Optimierung des Planungs- und Ausführungsprozesses. Die Zukunft wird zeigen, was man von diesem noch neuen Modell erwarten darf.

Gesamthaft betrachtet ist, von Ausnahmen abgesehen, unabhängige Planung bei einer einfachen Technologie wie dem Bauen gut möglich. Das nötige Ausführungswissen ist bei den Planern in der Regel vorhanden. – Es ist aber eine andere Frage, ob sie auch immer vom kategorischen Wunsch beseelt sind, das bestmögliche Preis-Leistungs-Verhältnis auch tatsächlich zu erreichen.

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Grund 2: Angebote für komplette Gebäude sind teuer

Nehmen wir an, eine industrielle Unternehmung benötige gleichzeitig eine Grossmaschine wie beispielsweise ein Bearbeitungszentrum sowie ein neues Verwaltungsgebäude. Bevor die Projekte freigegeben werden, will die Geschäftsleitung zuerst wissen, was sie kosten. Wie unterscheidet sich die Art und Weise, wie für die beiden Objekte Angebote eingeholt werden?

Bei einem Gebäude kommt die schwierigste Arbeit, der architektonische Entwurf, ganz am Anfang des Projektablaufs. Der Entwurf setzt eine intensive Auseinandersetzung mit der gewünschten Nutzung und dem Standort voraus. Die Qualität des Entwurfs spielt normalerweise bei der Beurteilung des Angebots eine entscheidende Rolle. Somit muss bei einem Gebäude die Konzeption schon ziemlich weit gediehen sein, bis überhaupt ein mehr als nur sehr vages Preisangebot eingereicht werden kann. Das kann einen Planungsaufwand von mehreren 100 000 Fr. zur Folge haben. Bei einer Maschine jedoch begnügt sich ein potentieller Käufer mit der Zusage, dass sie die geforderten Spezifikationen erfüllt. Die schwierigen Aufgaben, die Umsetzung der Anforderungen in konstruktive Lösungen, stellen sich dem Anbieter erst nach Auftragserteilung.

Der unterschiedliche Aufwand, der für ein Angebot getrieben werden muss, hat Auswirkungen auf die Kosten des Angebots. Totalunternehmerangebote für Gebäude sind, in Prozenten der Angebotssumme ausgedrückt, einiges teurer als ein Angebot beispielsweise für eine Druckmaschine, ein Kraftwerk oder ein Bearbeitungszentrum. Unterschiedlich ist auch, wer für die Offertkosten aufkommt. Bei Maschinen trägt in der Regel der Anbieter die Kosten, Offerten sind für den potentiellen Besteller also gratis. Totalunternehmerangebote für Gebäude jedoch müssen meistens bezahlt werden. Ein solides Angebot kann schon in günstigen Fällen 2% der Angebotssumme kosten. Vielfach begnügt sich ein Investor aber nicht mit einem Angebot, sondern holt zwei ein, weil in der Industrie üblicherweise nichts eingekauft wird ohne Konkurrenzofferten. Somit erhöhen sich die reinen Offertkosten schon auf etwa 4% der Offertsumme. Will das ein Investor bezahlen?

Dieser zweite Punkt unterstützt die Abkoppelung der Planung von der Bauausführung. Angebote für komplette Gebäude aufgrund eines Pflichtenheftes sind zwar möglich, aber aufwendig und teuer. Bei Konkurrenzverhältnissen ist zudem für den Anbieter ein erhebliches Risiko vorhanden, dass ausser Spesen nichts herausschaut.

Unabhängige Planung ist ein eleganter Ausweg. Der Investor verpflichtet gegen Bezahlung für die erste und zugleich schwierigste Phase geeignete Planer. Als Vertrauenspersonen des Bauherrn lassen sie später in seinem Namen für die Bauausführung den Markt spielen. In der Ausführungsphase sind Angebote von Ausführungsfirmen denn auch traditionell gratis.

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Grund 3: Gute Architekten sind gerne selbständig

Ein Gebäude ist mehr als eine Maschine, es ist ein Teil unserer Kultur. Gestaltet wird es von Baukünstlern, die Freiheit und Unabhängigkeit über alles lieben. Sie fühlen sich wohler als Freiberufler im eigenen Atelier als in grossen Bauorganisationen. Anders ist es in der Industrie. Begnadete Ingenieure suchen das Umfeld der Grossfirmen. Hier können sie sich am besten entwickeln und kommen erst an die wirklich interessanten Projekte heran. Falls es beispielsweise in der Druckmaschinenbranche einen Chefingenieur geben sollte, dessen Renommee an das von Meister Botta in der Architektur heranreichen sollte, wäre er mit grosser Wahrscheinlichkeit angestellt. Botta aber wird vermutlich auch in Zukunft nur projektbezogen mit grossen Generalunternehmern zusammenarbeiten und sich nicht fest anstellen lassen.

Dieser dritte Punkt fördert die unabhängige Planung, also das Auftragsverhältnis zur Bauherrschaft, noch zusätzlich. Bekannte Architekten gestalten Markenartikel, die unter Umständen einen hohen Attraktivitätswert haben. Ein Teil der Bauherren und insbesondere die öffentliche Hand suchen diese überragende gestalterische Qualität, die Kosten spielen dabei nur eine sekundäre Rolle. Ein Centre Pompidou beispielsweise wäre nie entstanden, wenn sich der Bauherr von den Wettbewerbsteilnehmern die Ausführungskosten vertraglich hätte garantieren lassen.

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Zusammenfassung

Zusammenfassend können wir also festhalten, dass es mindestens drei plausible Gründe gibt, wieso das traditionelle Vorgehen mit unabhängigen Planern von den Totalunternehmern nicht so leicht zu verdrängen sein wird: (1) das Abspalten der Planung von der Ausführung ist gut möglich, denn Bauen ist eher einfach, (2) Angebote für komplette Bauwerke aufgrund eines Pflichtenheftes nach dem Vorbild der Industrie sind relativ aufwendig und teuer, und (3) viele der wirklichen Champions der Architektur wollen selbständig sein.

Die Diskussion über das richtige Vorgehen beim Bauen dürfte uns daher noch lange erhalten bleiben.


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